Sind Kinder „aus dem Gröbsten draußen“, fängt die Zeit an, in der die Schlagwörter Autonomie und Unabhängigkeit für die einstigen Kinder wichtig werden, die langsam zu Teenagern und jungen Erwachsenen heranreifen. Eltern stellt das oft vor entsprechende Herausforderungen, denn einerseits kann man den Sprösslingen nicht alles durchgehen lassen, doch andererseits muss es auch weiterhin Regeln und Grenzen geben, die eingehalten werden müssen. Eine besonders brisante, manchmal auch heikle Frage ist die des richtigen Alters für das Ausgehen der Teenager. Ab wann und zu welchen Bedingungen sollte man dies den eigenen Kindern erlauben? Welche Gefahren gibt es? Welche Rolle spielen falsche Freunde? Auf welche Charaktereigenschaften kommt es an?
Die gesetzliche Regelung
Für Sie als Elternteil stellt sich natürlich die Frage, welche Regeln Sie mit Ihrem Sohn oder mit Ihrer Tochter vereinbaren, wenn es um das Ausgehen in privatem Rahmen geht. Das kann beispielsweise eine privat organisierte Feier eines Freundes oder einer Freundin Ihrer Tochter bzw. Ihres Sohnes sein. In diesem Fall obliegt Ihnen die Aufsichtspflicht. Handelt es sich allerdings um einen öffentlichen Raum, regelt der Jugendschutz die Zeiten, zu denen sich Ihr Kind in diesem öffentlichen Raum aufhalten darf, sehr klar.
Jugendliche unter 16 Jahren dürfen nur dann in eine Kneipe, Bar oder Diskothek gehen, wenn sie zwischen 5 und 23 Uhr dort nur kurz etwas trinken oder essen wollen, wenn sie von Vater, Mutter oder einer erziehungsbeauftragten Person begleitet werden, wenn sie auf Reisen sind oder mit einer Jugendgruppe reisen. Beispielsweise kann es sich hier um kirchliche Gruppen und Organisationen handeln.
Jugendliche ab 16 Jahren dürfen nur bis 24 Uhr in eine Gaststätte und nur zwischen 5 und 24 Uhr, wenn sie mit Erwachsenen oder einer erziehungsbeauftragten Person unterwegs sind. Auch hier gelten die Faktoren der Reise und Jugendhilfe. Der Aufenthalt in Nachtbars ist hingegen strengstens verboten.
In eine Disco geht es unter 16 Jahren ebenfalls nur mit einem Elternteil oder mit einer erziehungsbeauftragten Person, oder wenn es sich wieder um eine Veranstaltung einer Jugendorganisation handelt. Spezielle Regelungen gibt es bei Kunstabenden.
Jugendliche ab 16 Jahren dürfen zu „Tanzveranstaltungen“ bis 24 Uhr oder auch länger, wenn sie von Vater oder Mutter begleitet werden oder die erziehungsbeauftragte Person die Verantwortung übernimmt. Das Jugendamt kann für jede Veranstaltung allerdings besondere Auflagen auferlegen, weshalb man sich im Vorfeld informieren sollte. Jugendgefährdende Orte sind für Kinder und Jugendliche strengstens verboten. Hiermit sind Bordells, Straßenstriche und Drogentreffpunkte gemeint.
Der richtige Umgang
Das „richtige Alter“ zum Ausgehen, egal ob öffentlicher oder privater Raum, gibt es wohl nicht wirklich. Es kommt darauf an, wie sich das Verhältnis zwischen Eltern und Teenagern gestaltet. Gibt es häufiger Reibung? Dann sind eventuell striktere Regeln anzusetzen. Handelt Ihr Kind ohnehin schon verantwortungsbewusst, ist es vielleicht schüchterner oder geht seltener abends aus, müssen unter Umständen keine strikten Maßnahmen diskutiert werden. Es ist auf jeden Fall wichtig, im Vorfeld einvernehmliche Regeln abzustimmen und Verbote bzw. Einschränkungen begründen. Sie sollten berücksichtigen, dass Ihr Kind Verantwortung für sich übernehmen kann, jedoch auch auf Ängste und Gefahren eingehen. Hier kommt es natürlich auch darauf an, um welche Situation bzw. um welchen Anlass es sich handelt. Streit ist in diesem Zusammenhang ganz normal und im Angesicht der Pubertät sogar wichtig. Schließlich sucht Ihr Kind unterbewusst diese Konflikte und will auf diese Art und Weise auch verstehen, dass es geliebt wird. Lassen Sie Ihrem Kind zu viele Freiheiten, könnte das als ein „Es ist mir egal, was du machst“ aufgefasst werden. Sind Sie hingegen zu streng, untergraben Sie die Autonomie Ihres Kindes bzw. jungen Erwachsenen. Sich Sorgen zu machen und wissen zu wollen, mit wem Ihr Kind ausgeht und wo es sich aufhält, ist nichts Verwerfliches, solange es in einem gesunden Rahmen bleibt.
Zum richtigen Umgang gehört es überdies auch, festzulegen, was geschieht, wenn Abmachungen und Regeln nicht eingehalten werden. Auch hier sollten Strafen und Maßnahmen individuell abgewogen werden. Kommt Ihr Kind eine halbe Stunde später nach Hause oder gibt es einen triftigen Grund für eine Verspätung, kann es kontraproduktiv sein, Ihr Kind übermäßig zu bestrafen. Dann macht es auch einmal Sinn, ein oder beide Augen zuzudrücken. Kommt es jedoch wiederholt zu einem Verstoß, sollte man sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. In solchen Fällen kann man über ein Hausarrest nachdenken. Bleiben Sie also der „Herr im Haus“, doch versuchen Sie dennoch, auf Augenhöhe und nicht von „oben herab“ zu kommunizieren. Versuchen Sie über den Dingen zu stehen. Denn wenn Sie nach einem Alkohol-Ausrutscher schimpfen, wird das die Rebellion des Teenagers nur noch verstärken. Wenn Sie versuchen, dahinter zu kommen, warum genau Ihr Kind Alkohol konsumiert hat, können Sie besser auf Ihr Kind einwirken und Ihre eigenen Erfahrungen einbringen, um konstruktiv statt destruktiv einzuwirken.
Nach Hause kommen
Wichtig ist es natürlich nicht nur zu wissen, mit wem der Teenager bzw. die Teenagerin ausgeht und wo genau sie hingeht, sondern wie sie auch wieder heim kommt. Vage Aussagen wie „ich finde schon jemanden, der mich nach Hause bringt“ sollten im Vorfeld verneint werden. Entweder Sie als Elternteil übernehmen diese Aufgabe und holen Ihr Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt ab – alternativ können Sie sich natürlich auch mit anderen Eltern abwechseln, oder Sie geben Ihrem Kind ein Taxigeld mit auf den Weg. Solch ein Taxigeld kann sich natürlich auch für den Notfall immer gut anbieten. Sammeltaxen und Discobusse gibt es häufig auf dem Land. Auch diese Optionen machen in diesem Zusammenhang natürlich Sinn. Fahrgemeinschaften stellen eine weitere Option dar, solange es sich um einen verantwortungsbewussten und vor allem nüchternen Fahrer handelt. Hier sollten sich die Beteiligten gegenseitig kontrolliert, denn die Gefahren von Autofahren im betrunkenen Zustand sollten hinlänglich bekannt sein.
Das Umfeld macht’s
Ein wichtiger Indikator und ein wichtiges Indiz für Sie, um einzuschätzen, wie sehr Sie Ihrem Kind vertrauen sollten, stellt auch der Freundes- bzw. Bekanntenkreis dar, in dem Ihr Kind verkehrt. Es kann sich um ein grundsätzlich braves und sehr unauffälliges Kind handeln – dennoch kann der Freundes- und Bekanntenkreis Druck auf Ihr Kind ausüben, sollte es an die falschen Leute geraten sein. Daher ist es auch legitim, dass Ihr Kind Ihnen erzählt, mit wem es verkehrt und welche Party denn genau gefeiert werden soll. Als Elternteil haben Sie beispielsweise durch die Schule bzw. Elternabende die Gelegenheit, bestimmte Eltern und vielleicht auch Kinder kennen zu lernen. Ansonsten kann Ihnen Ihr Kind auch sonst Informationen geben oder ein bisschen darüber erzählen, um wen es sich im Einzelnen handelt. Auch hier sollte wieder das richtige Maß gefunden werden, sodass weder Desinteresse, noch übertriebene Neugierde an der Tagesordnung sind. Kennen Sie die Freunde bzw. Eltern der Freunde womöglich, werden Sie dadurch auch besser einschätzen können, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Je nach dem, ob Sie eine Tochter oder einen Sohn zu beaufsichtigen haben, können sich natürlich neue Umstände ergeben. Hier gilt es eventuell neue Maßnahmen oder Regelungen zu ergreifen. Themen wie Alkohol und Rauchen können hier eine Rolle spielen. Sie sollten als Elternteil Ihrer Tochter nicht vorschreiben, wie sie sich anzuziehen hat, aber ihr ggf. liebevoll zu verstehen geben, dass und warum Sie sich Sorgen machen, sollte das Outfit oder Make-Up Ihrer Meinung nach übertrieben sein. Häufig sind sich Teenager selbst nicht sicher, wie sie auftreten sollen und versuchen mit bestimmten Outfits auch nur, mangelndes Selbstvertrauen zu überspielen. Verbergen Sie ihre Sorgen in jedem Fall nicht.
Fazit
Das Gesetz setzt bereits einen Rahmen, an dem man sich als Elternteil orientieren kann. Diese Bestimmungen sind auf jeden Fall garantiert, sodass hier kein Diskussionsbedarf besteht. Die Regelungen für private Anlässe können Sie daran ausrichten. Dennoch sollten Sie individuell entscheiden, welche Regelungen gelten, denn schließlich ist der Geburtstag des Cousins etwas Anderes als eine Party in einer Disco. Streit, Reibereien und Konflikte sind in dieser Phase wichtig und elementar. Man könnte sagen, das ist in dieser Phase die Sprache des Teenagers, um sich Gehör zu verschaffen und um die Liebe zu erfahren, die er bzw. sie angeblich von elterlicher Seite gar nicht mehr braucht oder will. Klare Regeln und Absprachen sind im Vorfeld auf jeden Fall sehr wichtig, sodass Diskussionen im Nachhinein unterbunden werden können. Mit wem hält sich der Teenager auf? Mit welchen Freunden ist er oder sie unterwegs? Wie kommt er oder sie nach Hause und zu welcher Uhrzeit? Setzen Sie die Maßstäbe, vertrauen Sie aber setzen Sie einen klaren Rahmen. So hat man womöglich die beste Chance, ohne großen Ärger auszukommen.