Vom Jungen zum Mann – die Pubertät

Es kann mit 11 Jahren beginnen, vielleicht aber auch erst mit 17: Eltern werden es mit Sicherheit merken und spüren, wenn der eigene Sohn in die Pubertät kommt. Es gibt eine Reihe von körperlichen Indizien und Anzeichen, die zuerst nur Ihr eigener Sohn bemerken wird. Sie als Eltern werden es spätestens bemerken, wenn sich das Sozialverhalten des Sohnes früher oder später verändern wird. Davon beeinflusst wird sicherlich auch Ihr Verhältnis zu Ihrem Sprössling. Bei ihm macht sich die Pubertät durch das Wachstum der Hoden, die Entwicklung der Schambehaarung, das Peniswachstum, die Spermienproduktion, den Bartwuchs und den Stimmbruch bemerkbar. Das Schlafbedürfnis kann außerdem zunehmen.

Am ehesten lässt sich die Pubertät von Jungs von außen betrachten, da die Wachstumsphase eintritt und aus dem kleinen Jungen plötzlich ein Heranwachsender wird. Die inneren Veränderungen sorgen hingegen dafür, dass die eigene Identitätsfindung vorangetrieben wird, dass das Verlangen und Bestreben nach Autonomie wächst und Erfahrungen außerhalb der familiären Struktur gesucht werden. Zwei Charakteristika dieser „psychologischen Pubertät“ sind in dieser Phase besonders markant.

Trotzphase

Eine Trotzphase hat man als Elternteil schon hinter sich. Mit etwa 3 oder 4 Jahren testen Kinder erstmals ihre Grenzen aus, werfen sich mitunter auf den Boden und rebellieren. Rund zehn Jahre später wird der Familienhaushalt von einer zweiten Phase des Trotzes heimgesucht. Im Prinzip geht es um dieselben Motive wie schon im Kindesalter. Die eigene Autonomie wird ausgereizt, Grenzen werden ausgedehnt und teilweise überschritten, die finale Rebellion gegen das Elternhaus beginnt.

Dabei äußert sich jede Trotzphase bei jedem Jungen anders. Das hängt auch davon ab, wie sich die Pubertät bei den Eltern veräußerte, welche Strukturen und Regeln in der Familie generell vorherrschen und letzten Endes wird das Verhalten des Teenagers natürlich auch von dessen Umfeld beeinflusst.

Der typische Ausdruck einer Trotzphase kann bei Jungs so aussehen, dass sie beispielsweise von der Schule kommen, den Ranzen in die Ecke werfen und kommentarlos in ihrem Zimmer verschwinden. Dabei gibt es eine Regel bzw. eine Vereinbarung mit den Eltern, an welchem Platz der Schulranzen normalerweise zu stehen hat. Doch der Teenager sucht bewusst die Provokation. Er weiß, dass es Ärger gibt, wenn er ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt. Er scheint die Reibung förmlich zu suchen. Normalerweise gibt es gleich nach der Schule zuhause das Mittagessen. Auch hier schaltet der Teenager auf stur: er will nicht aus seinem Zimmer herauskommen, hat seine Tür verschlossen.

Er hat bereits in der Schule gegessen, ganz zur Verwunderung seiner Eltern. Steckt hinter seinem Verhalten ein Mädchen, in das er unglücklich verliebt ist? Geht es um eine schlechte Schulnote in der letzten Mathematikarbeit? Früher trug der Sohn das Herz auf seiner Zunge, nun scheint man jedes Wort aus ihm herausquetschen zu müssen. Eine merkwürdige Situation für die Familie schließlich findet hier gerade eine tiefgreifende Veränderung statt, die auch den Charakter des Sohns betrifft. Jungs, die sich nicht mehr an Abmachungen halten und beispielsweise abends länger wegbleiben, als ursprünglich vereinbart. Laute Musik im jugendlichen Zimmer – ein Klassiker der Pubertät. Abgrenzung von den Eltern, eventuell gerät die Konsole und das eine oder andere Shooter-Game im Zimmer in den Mittelpunkt der Ereignisse.

Immer lautere Wortgefechte mit der Mutter oder mit dem Vater – all das sind Indizien einer Trotzphase, welche kürzer oder länger dauern kann. Dabei gibt es natürlich auch verschiedene Formen der Veräußerung. Manche protestieren bzw. trotzen eher still oder passiv, manche machen keinen Hehl aus ihrem Trotz und aus ihrer Auflehnung gegen die parentale Autorität. Grenzen ausloten, Autonomiekämpfe führen und ein wachsendes Profil schärfen. Das ist für viele Teenager in dieser Phase an der Tagesordnung.

Freunde, Feiern, Rauchen, Alkohol

Bei solchen eher lauten Trotzern kann das mit der Trotzphase natürlich noch viel weiter gehen: Freunde, Feiern, Rauchen, Alkohol sind hier die entsprechenden Schlagwörter. Wie bereits beschrieben werden sich die Intensität und das Ausmaß des pubertären Trotzes auch am Freundeskreis des Betroffenen ermessen.

Hat Ihr Sohn eher ruhigere Freunde, handelt es sich vielleicht um „Mauerblümchen“ bzw. eher um ruhigere Zeitgenossen, die ihre Schullaufbahn beispielsweise sehr ernst nehmen, könnte es sein, dass Ihr Sohn vielleicht gar nicht mit Nikotin oder Alkohol in Berührung kommt. Feiern könnte für ihn dann genauso ein Fremdwort sein. Doch natürlich sind solche „Mauerblümchen“ auch und gerade in der Lage, es faustdick hinter den Ohren zu haben, wenn sie entsprechende verbotene Dinge ausprobieren.

Generell hat der Freundeskreis in dieser Zeit das Potenzial, eine Ersatzfamilie darzustellen, in der andere Regeln, vielleicht sogar gar keine Regeln, befolgt werden müssen. Hier ist der Ort, um sich über die neusten Nachrichten auszutauschen, um über Mädchen zu tuscheln, Dinge zu planen und um natürlich auch seine ganz eigene Sprache veräußern zu können.

Die Autonomie in Gruppen außerhalb der eigenen Familie kann sehr wichtig für einen Teenager sein. Dabei wird er natürlich trotzdem und weiterhin von seiner eigenen „echten“ Familie beeinflusst.

Sollten Sie also das Gefühl haben, Sie würden Ihren Sohn „verlieren“, dann kann festgehalten werden, dass das normalerweise nicht der Fall ist. Er versucht sich lediglich, Autonomie zu verschaffen, was für seine weitere Entwicklung sehr wichtig ist. Ist er beispielsweise nicht in der Lage, sich von seiner Familie und von dem, was er schon kennt, abzugrenzen, wird er später vielleicht Probleme haben, loszulassen. Es geht für ihn also darum, die Welt zu erkunden. Währenddessen will er dennoch wissen und spüren, dass es in seiner Familie eine bedingungslose Liebe gibt und er einen Rückhalt erfährt, auch wenn es mitunter Streit gibt. Sie sollten also nicht zu viel Aufruhr erzeugen, zu viele Regeln aufstellen und schließlich für sehr viel Geschrei sorgen. Andererseits sollten Sie Ihren Sohn aber auch nicht vernachlässigen und ihm das Gefühl geben, dass er machen kann, was er will. Schließlich gilt es das richtige Maß an Vertrauen bzw. Autorität zu finden. Dass das nicht ganz einfach ist, kann sich jeder vorstellen. Schließlich war jeder selbst ja einmal in der Pubertät.

Gerade Rauchen, Alkohol und Feiern können optimale Möglichkeiten für Jugendliche sein, sich abzugrenzen, zu rebellieren und um sich eigenständig und frei zu fühlen. Beim Feiern kann man sich intensiver mit dem anderen Geschlecht beschäftigen, eventuell geht Ihr Sohn mit seinen Freunden auf „Beutejagd“. Rauchen ist innerhalb von Cliquen manchmal „cool“. Es ist ein Mittel, um dazuzugehören, um erwachsen und frei zu sein. Und zu guter Letzt kann Alkohol anfangs das Gefühl geben, ebenso frei zu sein. Es verändert und hebt mitunter die Stimmung. Vielleicht ist es auch das Objekt eines massiven Gruppendrucks, denn je nach Clique herrscht eine starke Anpassung und alle versuchen, einem Anführer bzw. einem Ideal zu folgen, mit dem sie sich identifizieren.

Der erste Rausch, das erste Mal betrunken sein, der erste Kater – Dinge, die für einen Jungen in der Trotzphase dazu gehören können, aber nicht müssen.

Hier geht es zu Teil 2: Vom Jungen zum Mann – Tipps zum Umgang mit pubertierenden Jungs