Nicht immer klappt es mit dem Kinderwunsch auf natürlichem Wege. Dennoch muss der Kinderwunsch nicht unerfüllt bleiben. Die heutige Medizin ist in der Lage, vielen Paaren mit Kinderwusch zu helfen und die Schwangerschaft zu planen. Wir zeigen in diesem Artikel, was möglich ist.
Kinderwunschklinik – und jetzt?
Durchschnittlich 30 – 40 % der Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind medizinisch bei einem der beiden Partner zu finden. Insbesondere bei Frauen ist dabei ein hormonelles Ungleichgewicht der Übeltäter und behindert den Eisprung. Der Arzt wird also besonders die Schilddrüse untersuchen, welche bei einer Über- oder Unterfunktion die Eizellreifung so stark beeinflussen kann, dass ein Ei nicht befruchtungsfähig wird. Mit einer Zufuhr von einem Schilddrüsenhormon wird dieser Haushalt wieder ausgeglichen. Der Zyklus kann sich wieder einstellen. Nützt dies nichts geht der Arzt einen Schritt weiter: Die Eierstöcke werden mit Hormontabletten (Clomifen) stimuliert und produzieren dadurch mehr als ein reifes Ei heran. Während einer Ultraschallkontrolle überprüft der Gynäkologe dann die Reife der Eizellen. Scheinen diese „sprungreif“ spritzt sich die Patientin eigenständig ein weiteres Hormon (z.B. Predalon), um den Eisprung auszulösen.
Solche fremdgesteuerten Zyklen bergen jedoch Nebenwirkungen. Daher werden in Folge meist nicht mehr als drei Versuche gestartet. Anschließend muss sich der weibliche Zyklus regenerieren eher mit einer erneuten Behandlung begonnen wird. Während dieser Zeit kann das Paar allerdings weiterhin versuchen, über die Berechnung des Eisprungs eine Befruchtung zu erreichen.
Die schönste „Nebenwirkung“ – Zwillinge!
Die Lage war hoffnungslos, der Kinderwunsch so lange unerfüllt. Nach Jahren des Übens und allen Versuchen zum Trotz treibt es viele Paare zu einer sogenannten Kinderwunschklinik. Die eingeleitete Hormontherapie ist meist der letzte Ausweg. Allen Nebenwirkungen zum Trotz ist es jedoch auch die erfolgsversprechendste: In jedem 3. Zyklus unter der Einnahme von Hormonen wird eine Frau schwanger. Dabei ist eine Nebenwirkung recht häufig und meistens auch willkommen: Zwillinge. Auch ohne familiäre Veranlagung werden Paare während dieser Behandlung schnell Eltern von gleich zwei Babys. Der Grund ist die Stimulierung der Eierstöcke. Im Normalfall reift pro Eierstock ein reifer Follikel heran und beginnt seinen Weg um befruchtet zu werden. Unter der Behandlung von Hormonen jedoch (zur Steigerung der verfügbaren und befruchtungsfähigen Follikel in einem einzigen Zyklus) reifen gleich 2 – 4 reife Eier heran. Wird dieser stimulierte Zyklus dann noch durch ein weiteres Medikament zu einem vorzeitigen Eisprung gedrängt, so können pro Eierstock ein reifer Follikel (oder mehr) heranwachsen und in die Gebärmutterhöhle wandern.
Während einer Kinderwunschphase ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese beiden Eier, oder auch drei, befruchtet werden groß. Die Folge ist dann kurze Zeit später auf dem Ultraschallbild sichtbar: Zwillinge! Die Freude könnte kaum größer sein nach so langer Zeit des Wartens.
Gesellschaftlich werden Zwillinge immer mehr zur Normalität. Die Faktoren die dazu führen sind leicht heranzuführen: Das Alter der Frauen während einer Schwangerschaft steigt. Viele von ihnen greifen aufgrund von Unfruchtbarkeit oder auch Ungeduld auf die beliebte Hormonbehandlung zurück. Glückt diese, so ist schnell ein süßes Zwillingspärchen geboren dank stimulierter Eierstöcke und vieler reifer Follikel. Und schnell streifen durch die Gesellschaft viele neue Zwillingskinderwagen. Es ist also eher ein medizinisches Phänomen, und kein Zwillingsgen das sich durch die Gesellschaft zieht.
Künstliche Befruchtung – wenn sonst nichts hilft
In einigen Fällen kann der Kinderwunsch auch nicht durch Hormone erfüllt werden. Spezialisten in Kinderwunschkliniken raten dann zu einer künstlichen Befruchtung. Künstlich deshalb, weil der Arzt die Samenzelle und das (meist durch Hormone vorab herangezüchtete) Ei miteinander verbindet. Geschlechtsverkehr ist hier also überflüssig. Je nach Grund für die künstliche Befruchtung, wird diese im Körper (IUI für Intrauterinen Insemination), durch das direkte injizieren des aufbereiteten Samens des Mannes in die Gebärmutterhöhle gespritzt. Hierfür nutzt der Arzt einen flexiblen Katheter. Die IUI wird häufig bei Paaren angewandt, deren Kinderlosigkeit keinen medizinischen Grund zu haben scheint. Auch für alleinstehende Frauen oder lesbische Paare ist dies das Mittel der Wahl, um zu einem eigenen Baby ohne Mann zu kommen. Dank Samenspende kann mit, aber auch ohne Arzt, das Sperma direkt in die Gebärmutter eingeleitet werden. Insgesamt ist diese Art der künstlichen Befruchtung die am meisten verwendete Methode.
Die IVF (in vitro fertilisation) ist eine weiterer Form der künstlichen Befruchtung. Der Unterschied ist dabei jedoch, dass die reife Eizelle der Frau entnommen wird und gemeinsam mit dem Samen des Mannes in eine günstige Umgebung (meist eine Petrischale in einem speziellen Labor) verbunden wird. Der eigentliche Prozess dieser Verschmelzung ist jedoch natürlich und wird nicht verändert, lediglich findet diese Paarung nicht im Eileiter der Frau statt. Nach einer gewissen Zeit der Zellteilung wird das Ei dann wieder in die Gebärmutter der Frau eingesetzt, um sich doch einzunisten und zu wachsen. Die Erfolgsaussichten schwanken dabei, zumal die Krankengeschichte und der Grund für dieses Verfahren ausschlaggebend für den Erfolg sind.
Die dritte und letzte praktizierte künstliche Befruchtung ist die ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektion). Sind vorherige Versuche mit der IVF fehlgeschlagen, aufgrund einer schlechten Spermaqualität oder anderer Gründe, ist der Weg der ICSI ähnlich zur IVF. Auch hier wird der Frau eine vorher stimulierte Eizelle entnommen und gemeinsam mit dem Sperma des Partners verbunden. Doch diesmal findet der Prozess nicht natürlich in einem Glas statt. Der Arzt injiziert das Sperma des Mannes unter hohem Aufwand direkt in die Eizelle. Hat dieser Schritt funktioniert und das Ei wurde befruchtet, wird nach einiger Zeit der befruchtete Follikel wieder in die Gebärmutter gesetzt.