Akuter und chronischer Schmerz:

 

Die Unterschiede beim Schmerz

Schmerz ist unangenehm. Damit ist Schmerz eine Sinneswahrnehmung: häufig als Reaktion auf Gewebeschädigung, immer am eigenen Körper. Doch Schmerz kann auch sinnvoll sein. Wann das der Fall ist und was Sie dann tun sollten, erfahren Sie hier.

Schmerz als Alarm

Legen Kinder die Hand auf eine heiße Herdplatte, lernen sie aus dem Schmerz, so heißt es. Sollte dieser drastische Erziehungsschritt je praktiziert worden sein, ist er ein eindringliches Beispiel für die Wirkmacht von Schmerz. Und für den Lerneffekt, welcher sich damit verbindet. Schmerz hat also etwas mit Lernen und Gedächtnis zu tun.

Zwar sind Schmerzen subjektiv, weil jeder Mensch Schmerzen anders wahrnimmt. Dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit: Schmerz erfüllt eine Funktion. Er soll auf ein Problem hinweisen, das es zu lösen gilt. Ob Prellung, Schnittwunde oder Sonnenbrand: Nur so bekommen wir die Chance, den verletzten Körperteil zu schonen. Das sollten Sie auch unbedingt tun, weil Sie damit die Heilung unterstützen.

Halten Schmerzen aber aus irgendeinem Grund länger an, laufen sie Gefahr, sich zu verselbstständigen. Spätestens nach einem halben Jahr nennen wir sie chronisch. Der Grund liegt in der Lernfähigkeit des Gehirns. Das sogenannte Schmerzgedächtnis sorgt dafür, dass wir den Schmerz als Begleiter im Leben annehmen – ob wir das wollen oder nicht.

Schmerzgedächtnis

Schmerzgedächtnis funktioniert so: Dauert ein Schmerz länger an, ordnen sich die Nervenbahnen neu. Verantwortlich dafür ist das Zentralnervensystem, das sind Gehirn und Rückenmark zusammen. Es registriert den regelmäßig wiederkehrenden oder ununterbrochen andauernden Schmerz. In Reaktion darauf kommt es zu einem Lernprozess.

Die Folge: Das Gehirn nimmt Schmerzen nun anders war, es wird sensibler. Wir ertragen Schmerzen nicht mehr so gut. Schon leichte Reize genügen, um Schmerz zu erzeugen. Schmerz steht nun in keinem Verhältnis mehr zu seiner Ursache. Je länger dieser Zustand andauert, desto weniger Chancen hat eine Therapie.

Das sind die Anzeichen von chronischem Schmerz: Er dauert zeitlich viel länger an als die zweite Form, der akute Schmerz. Vom Krankheitssymptom wurde er praktisch selbst zur Krankheit.

Chronischer Schmerz

Damit kann chronischer Schmerz vor allem an seiner Dauer erkannt werden. Zudem ist die eigentliche Ursache entweder nicht mehr vorhanden oder die Beziehung dazu wird nicht mehr hergestellt – der Schmerz hat sich verselbstständigt.

Das hat weitreichende Folgen. Ob Rücken, Kopf oder Magen-Darm: Vermeidungsstrategien wie etwa Fehlhaltungen sind nun an der Tagesordnung. Sie führen unbehandelt wiederum zu weiteren Beeinträchtigungen – ein Teufelskreis, aus welchem man häufig ohne fremde Hilfe nicht mehr herausfindet. Nicht selten kommt es zudem zu Schmerzmittelmissbrauch, sozialen Problemen oder auch psychischen Veränderungen.

Anzeichen für chronischen Schmerz

  • Auslöser nicht mehr erkennbar
  • lang anhaltend: mehrere Monate
  • häufig diffus: nicht genau lokalisierbar

Schon nach drei Monaten besteht die Gefahr, dass Schmerzen chronisch werden. Abhilfe schafft nur der Gang zum Arzt: Er klärt, ob vielleicht doch eine körperliche Ursache vorliegt. Krankheiten, die dauerhaft Schmerzen verursachen können, sind etwa Krebs oder Rheuma.

Bei chronischem Schmerz kommt es zu heftigen Reaktionen, welche in keinem Verhältnis zum Reiz stehen. Der Leidensdruck von Patienten mit chronischen Schmerzen ist deshalb immens. Geht man hingegen bei stetigen Schmerzen baldmöglichst zum Arzt, lässt sich mehr ausrichten. Denn oft handelt es sich noch um den akuten, also anlassbezogenen Schmerz.

Akuter Schmerz

Dieser Schmerz ist eigentlich hilfreich, weil er uns automatisch das tun lässt, was der verletzte Körperteil braucht. Kühlen oder Ruhigstellen als Reaktion auf eine Verletzung unterstützen die Heilung. Geht es nicht anders, sind auch leichte Schmerzmittel eine Hilfe. Wenn danach alles gut ist, handelte es sich um akuten Schmerz.

Anzeichen von akutem Schmerz:

  • Signalwirkung
  • erkennbare Ursache
  • einfach zu lokalisieren
  • Dauer und Stärke abhängig vom Reiz

Nach einer Wurzelbehandlung etwa treten oft akute Schmerzen auf. Das ist normal und kein Grund zur Beunruhigung. Diese leichten Schmerzen können sich durchaus ein paar Tage hinziehen. Sie treten vor allem dann auf, wenn man nicht aufpasst und ein wenig herzhafter zubeißt. Interessanterweise hängt die Dauer und Intensität des Schmerzes davon ab, was Sie vorher empfunden haben: Hatten Sie vorher schon starke Schmerzen, dann dauert auch die Heilung ein wenig länger.

Abhilfe bei Schmerzen

Selbst dann, wenn es sich schon um chronische Schmerzen handelt, ist nicht alles zu spät. Dennoch sollte nie der Griff zu Schmerzmitteln zur Gewohnheit werden. Suchen Sie besser Abhilfe unter ärztlicher Aufsicht. Am besten erfolgt sie auf drei Ebenen: medikamentös, psychotherapeutisch und physiotherapeutisch.

Führen Sie ein Schmerztagebuch: Klären Sie darin vor allem Fragen wie Dauer und Intensität der Schmerzen. Täglich geführt, gibt es erste Anhaltspunkte über Ihre Beschwerden. Nehmen Sie das Tagebuch in die Praxis mit.

Dabei sollte der Weg zum Arzt so früh wie möglich angetreten werden. Denn mit jedem Tag, den Sie warten, sinken Ihre Heilungschancen!

Dieser Beitrag wurde am 12. Februar 2019 veröffentlicht, in Gesundheit. Setze ein Lesezeichen mit dem Permanentlink.